Im Winter 2020/ 2021 sind in Deutschland 23 Obdachlose in der Kälte erfroren – die Dunkelziffer wird deutlich höher sein. Hamburg gilt als Obdachlosenhochburg mit über 1.000 Wohnungslosen pro 100.000 Einwohner:innen, wovon rund ein Viertel Frauen sind. Im letzten Winter lag die Durchschnittstemperatur in Hamburg bei unter 5 °C, was schon zur Unterkühlung führen kann.
Inhaltsverzeichnis
Winterquartier
Genau an diesem Punkt setzt das Containerprojekt der Caritas in Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg an. Seit 1993 dient das Winterquartier obdachlosen Frauen jährlich von Anfang November bis Mitte April als Zufluchtsort. Dort können bis zu zehn Frauen in Containern unterkommen, wo sie einen festen Schlafplatz und ein Dach über dem Kopf haben. In der Nacht steht jeder Frau ein eigener Raum zur Verfügung, der sich aus einem Bett, Tisch, Schrank und Stuhl zusammensetzt. Tagsüber können sie sich mit den anderen Bewohnerinnen in gemeinschaftlich nutzbaren Containern aufhalten.
Speziell für die Frauen
In Hamburg bietet das staatliche Winternotprogramm den Obdachlosen Schlafplätze, welche jedoch größtenteils von Männern wahrgenommen werden. Dies liegt daran, dass Frauen ihre Obdachlosigkeit verstecken wollen und vermehrt Unterschlupf bei Bekannten suchen, wobei dort oft eine Gegenleistung von ihnen erwartet wird. Dies endet häufig in gebundenen und gezwungenen Partnerschaften, welcher nur schwer beendet werden können. Frauen, die mit psychischen Belastungen zu kämpfen haben, können sich allerdings auch nicht auf Mehrbettzimmer in Unterkünften einlassen.
Anders als männliche Wohnungslose sind sie der öffentlichen Diskriminierung und Stigmatisierung stärker ausgesetzt. Zudem sind sie im Gegensatz zu den Männern vermehrt Opfer von Gewalt.
Das Containerprojekt ermöglicht es den wohnungslosen Damen, sich sowohl körperlich als auch mental zu kräftigen. Dort befinden sie sich in einer geschützten Umgebung und können nach vorn blicken. Es liegt vollkommen in ihrer Wahl, wie sie ihren Tagesablauf gestalten und ob sie die Zeit allein oder in Gemeinschaft verbringen – entweder mit den anderen Bewohnerinnen, mit den für das Projekt zuständigen Studierenden der HAW oder tagsüber mit Besuch, wenn dies gewünscht ist.
Wer kann teilnehmen?
Grundsätzlich ist jede volljährige Frau, die ihr Leben bereits mehrere Jahre ohne Obdach verbringt, beim Containerprojekt willkommen. Dabei stellen Sucht, Prostitution und psychische Krankheiten kein Ausschlusskriterium dar. Auch, wenn die Frauen ihre Anonymität wahren wollen oder nicht die regulären Angebote in Anspruch nehmen, stehen ihnen die Türen offen.
Angesprochen sind auch Transfrauen oder Menschen, die sich keinem Geschlecht eindeutig angehörig fühlen. Hier werden sie nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität ausgegrenzt und sind keinem eine Erklärung schuldig.
Was wird erwartet?
In den Containern herrscht eine Hausordnung, deren Einhaltung mit geringen Verbindlichkeiten verbunden ist und den Frauen nicht viel abverlangt. Die Frauen sind dazu verpflichtet, den Sanitärraum jede Woche zu reinigen und sich alle drei Tage zu melden.
Der Zeitraum, in dem sich die Frauen in den Containern aufhalten, ist ihnen selbst überlassen und sie sind an keinen Nutzungsvertrag gebunden.
Das Engagement der HAW am Containerprojekt
Schon seit vielen Jahren beteiligt sich die HAW an dem Projekt der Caritas. Die Studierenden lenken nicht nur Aufmerksamkeit auf das Winterquartier und sammeln im Rahmen dessen Spenden, sondern sind auch aktiv vor Ort involviert. Sie übernehmen betreuende, unterstützende und beratende Funktionen und verbringen Zeit mit den Damen.
Die Studierenden des Departments Soziale Arbeit unternehmen Aktivitäten mit den Bewohnerinnen, sei es das gemeinsame Kochen oder Frühstücken am Sonntag. Bei Bedarf werden die Frauen zu Ämtern begleitet und bei der Arbeits– und Wohnungssuche unterstützt, damit sie auch nach der Zeit in den Containern auf eigenen Beinen stehen können und wieder in die Gesellschaft integriert werden.
Wie kann ich helfen?
Am besten können Sie das Projekt mit finanziellen Spenden unterstützen. Das zugehörige Konto lautet :
Caritas IBAN: DE 34 400 602 650 20 20 20 800
Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie als Verwendungszweck „Containerprojekt“ angeben.
Auch in Zeiten, welche für alle eine Herausforderung darstellen, sind die obdachlosen Frauen auf Hilfe angewiesen. Beteiligen Sie sich am Containerprojekt und tragen Sie dazu bei, dass die Hilfsbedürftigen den Winter gut überstehen!
Bildquelle: Ilona Habben